Donnerstag, 11. September 2014

Im Rampenlicht...


Die letzte Nummer ist ohne Probleme über die Bühne gegangen.
Aufatmen auf der Seitenbühne.
Ein letzter Blick in den nicht vorhandenen Spiegel und vorsichtig eine Schweißperle von der Stirn tupfen, darauf bedacht, die Schminke nicht zu verwischen.
Beruhigendes nicken der Freundinnen.
Ein leises aber hektisches Ordnen hinter der Bühne.
Jeder an seine Stelle, fertig zum Schlussapplaus.


Noch einmal Luft schnappen in der Dunkelheit bevor man von seinem Vordermann an der Hand auf die Bühne gezogen wird.
Die Scheinwerfer blenden.
Ein blinzeln in Richtung Decke.


Nur aus der Fernem nimmt man das Klatschen und Stampfen der Zuschauer wahr.
Das Lachen der Erwachsenen, die großen Augen der Kinder.


Nur von der Ferne, denn in diesem Moment gibt es keine Gedanken.
Nur Glück. Vollkommenheit.


Die Hitze der Scheinwerfer flimmert schon fast.
Staub im Gegenlicht.
Der Geruch von Bühne, alten Vorhängen. Perückenpuder. Schminke. Kostüme aus der Archiv. Ein schöner Geruch. Wer wohl schon auf dieser Bühne gestanden hat?
Abdriftende Gedanken.
Die ganze Show noch einmal durchspielen.
Was war gut?
Aber vorallem: wo habe ich gepatzt?


Plötzlich wird der Arm links von einem hochgerissen, der andere folgt mechanisch und schon sieht man auf seine Schuhe.
Das Blut schießt in den Kopf und die Gedanken verfliegen.
Dann steht man auch schon wieder aufrecht.
Bläst sich eine Strähne aus dem Gesicht.
Und endlich: ein Lächeln.


Es ist geschafft!
Show vorrüber.
Ab in die Umkleide.


Doch dann kommt die Leere.
Wofür jeden Abend diese Mühe?
Leere Blicke in das eigene Spiegelbild.
Wofür jeden Abend diese Mühe?
Wieso nicht schön im warmen Bett liegen?
Mit einer Tasse Kakao anstatt jeden Abend mit Schminktöpfchen in der Kabine?
Warum Flanell-Flausch-Pyjama gegen kratziges Kostüm tauschen?
Warum besinnliche Ruhe gegen Höllenlärm und Stress?


Weil es das fehlende Puzzelstück ist.
Für die Zeit in der man das Mikro anstatt den Hausaufgaben in der Hand hält ist man vollkommen.
Fehlerlos. Bewundernswert. Sorgenfrei. Glücklich.



Nach dem Abschminken ist man wieder die alte. Langweilig, voller Fragen an das Leben, mit den Gedanken schon drei Schritte weiter und irgendwas droht immer vergessen zu werden.
Aber dennoch kann ich mich freuen.
Morgen ist die nächste Show.


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